Auch Senioren-Assistenten müssen sich von Zeit zu Zeit erholen und regenerieren. Doch was passiert währenddessen mit ihren Klienten? Fast immer können kollegiale Vertretungsregelungen untereinander arrangiert werden – mit manchmal ungeahnten Möglichkeiten!
Eine vertraute Person um sich zu haben, die die eigenen Vorlieben, Bedürfnisse sowie Defizite genau kennt, um darauf individuell einzugehen: genau das zeichnet qualifizierte Senioren-Assistenz aus. Selbst bei guter und einfühlsamer Vorbereitung im Vertretungsfall ändern sich natürlich diese „Rahmenbedingungen“ für die Beteiligten ein wenig. Aber das muss keineswegs ein Nachteil sein.
So durfte ich in der Sommerzeit vertretungsweise einen äußerst liebenswürdigen Herrn betreuen, der aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung in puncto Mobilität fast ausschließlich auf den Rollstuhl
angewiesen ist. Allein kann er sich damit jedoch auch nur begrenzt bewegen. Doch das inspiriert und motiviert ihn um so mehr, das pralle Leben ringsherum durch begleitete Spaziergänge weiterhin
in vollen Zügen in sich aufzusaugen.
Mit einer stattlichen Person in einem eingeschränkt tauglichen Rollstuhl auf Hamburgs Fußwegen unterwegs zu sein, ist allerdings nicht ganz ohne Tücken und kräftezehrend. Doch der Herr merkte
sehr schnell, dass er einem männlichen Senioren-Assistenten diesbezüglich vielleicht etwas mehr abverlangen dürfte als seiner lieb gewonnenen Assistentin. Genau darin konnte ich ihn bestärken,
und so kam es, dass wir zusammen auch entferntere Ziele als gewohnt erreichen konnten.
Unter anderem gelangten wir an einem herrlichen Sommertag an die Außenalster, um einen Panoramablick auf die Stadtsilhouette zu genießen und die Segelboote an uns vorbeigleiten zu sehen. Dem
Herrn kullerten daraufhin einige Tränen herunter. Er sei früher selbst gesegelt, auf der Alster und auf der Ostsee. Es sei schön für ihn, das mal wieder zu beobachten.
Bei anderer Gelegenheit konnten wir intensiv einen Stadtbezirk erkunden, den er eigentlich nur als Autofahrer vom Vorbeifahren kannte und nun von vielen Details wie Kultureinrichtungen, netten
kleinen Geschäften und Parks angenehm überrascht war, die er bisher noch gar nicht kannte.
Sollte es wieder einmal zu einer Vertretung durch mich kommen, dann hat er sich bereits eine Fahrt an die Elbe gewünscht. „Als Hamburger lieben wir doch diesen Blick über das Wasser, über den
Hafen, den Wind sowie diesen ganz besonderen Geruch in der Nase.“ Das machen wir bestimmt, habe ich ihm bei unserer Verabschiedung versprochen. Und zwar mit „Voller Kraft voraus!“