Seniorenbetreuung: Taktvoll zu neuer Lebensfreude

Stanislaw Jerzy Lec hat den charmanten Satz geprägt: „Das Tanzen ist die Kunst, wo die Beine denken, sie seien der Kopf.“

Wer regelmäßig und intensiv mit Menschen zu tun hat, die mit demenziellen Beeinträchtigungen leben, kann dieser Aussage des polnischen Lyrikers sehr viel mehr abgewinnen, als sie zunächst mit einem Augenzwinkern beschreibt. Denn durch altvertraute (Tanz-)Melodien können nicht nur Gefühle und Emotionen bei ihnen wiedererweckt werden, sondern sie lösen oft den zusätzlichen Drang nach rhythmischer Bewegung, Tanz und fröhlichem Gesang aus. So wie bei Herrn P., den ich schon lange betreue. Allerdings sind die Möglichkeiten, derart freudige Momente auszulösen und auszuleben, äußerst spärlich gesät, denn der Besuch „normaler“ Tanzveranstaltungen kommt für diese Personengruppe oft nicht mehr in Betracht oder wird aus Scham vermieden. Oder sie finden ab und zu innerhalb von Wohneinrichtungen statt.

 

Die bundesweite Initiative „Wir tanzen wieder“ setzt dem eine großartige und respektvolle Idee entgegen: In Kooperation mit zahlreichen Tanzschulen wurden und werden landauf, landab spezielle Tanzveranstaltungen für Menschen mit und ohne Demenz auf die Beine gestellt. Doch damit nicht genug: Durch besondere „Multiplikatoren-Schulungen“ werden betreuende Fachkräfte professionell darauf vorbereitet und motiviert, Musik und Tanz ganz gezielt in die Erlebniswelt von dementen Menschen einzuflechten und dafür die besonderen Angebote der eingebundenen Tanzschulen vor Ort zu nutzen.

 

In Hamburg nahmen im März 2016 gleich vier Senioren-Assistenten (Jennifer Ertl, Astrid Kiendl, Marlies Schwengels und Thomas Bartel) an einer solchen Schulung teil, die vom Verein „Hamburgische Brücke“ koordiniert und gefördert wurde. Sie waren nicht nur von dem lebendigen und äußerst fundierten Vortrag des Referenten Stefan Kleinstück begeistert, sondern kamen darüber hinaus im tänzerischen Teil unter Anleitung des ADTV-Tanzlehrers Hans-Georg Stallnig auch noch mächtig ins Schwitzen. Als Lohn wurde den mehr als dreißig Teilnehmerinnen sowie Thomas Bartel als einzig männlichem Teilnehmer ein Zertifikat überreicht.

 

Auf der Website www.wir-tanzen-wieder.de werden die Idee, das Team und die Aktivitäten genau beschrieben. Wo immer die Möglichkeit besteht, eine Schulung oder ein Veranstaltungsangebot zu nutzen, können wir eine Teilnahme wärmstens empfehlen! In Hamburg sind gleich zwei Tanzschulen in das Projekt involviert, die jeweils einen Tanznachmittag pro Monat für Menschen mit und ohne Demenz ausrichten.