Betreuungsangebote: Gefangen zwischen Angst und Scham?

Ein Stift liegt auf einem Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung

Von den rund 2,7 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden derzeit rund zwei Millionen zu Hause betreut. Doch trotz ihrer starken Belastung – teilweise bis zur völligen Erschöpfung – nutzen pflegende Angehörige die Unterstützungsangebote aus der Pflegeversicherung, wie z. B. Verhinderungspflege oder Betreuungsangebote, noch viel zu wenig, obwohl die Betroffenen nach eigener Aussage genau diese Leistungen dringend benötigen.

Mit fehlendem Wissen ist das laut „AOK Pflege-Report 2016“ nicht zu erklären. Demnach sind 92,5 Prozent der Betroffenen die „Ambulanten Pflegedienste“ durchaus bekannt, jedoch nehmen nur 63,6 Prozent von ihnen diese auch in Anspruch. Noch krasser sieht die Diskrepanz bei den Betreuungsangeboten aus: Diese sind generell noch bei 72,7 Prozent der Befragten bekannt, genutzt werden sie allerdings gerade einmal von 17,6 Prozent. Ähnlich bei der Verhinderungspflege: Lediglich 16,1 Prozent der Anspruchsberechtigten nutzen sie, obwohl 71,5 Prozent diese wichtige Entlastungsmöglichkeit kennen. Woran liegt’s also?

 

Die Befragten begründen ihre ablehnende Haltung in dieser Studie überwiegend damit, dass ihre Angehörigen nicht von Fremden gepflegt werden wollten. Seltsam nur, dass dieses Argument ausgerechnet bei der Inanspruchnahme von ambulanter Pflege eine deutlich geringere Rolle zu spielen scheint als bei Betreuungsangeboten oder der Verhinderungspflege, wie sie u. a. auch von qualifizierten Senioren-Assistenten professionell übernommen werden. Es müssen also noch andere Motive eine Rolle spielen.

 

So kamen in den weiteren Erläuterungen zum Report dann auch noch ganz andere, durchaus menschliche Beweggründe auf den Tisch: Demnach empfinden es viele Angehörige immer noch als ein Zeichen eigener Schwäche, wenn sie auf zusätzliche Hilfe zurückgreifen müssen, so dass ihr pauschaler Einwand der Angst oder Scham vor fremden Personen in einem etwas anderen Licht und zum Teil als Vorwand erscheinen muss.

 

Pflegende Angehörige wollen und brauchen Unterstützung, das sagen sie selbst. Um den nächsten und entscheidenden Schritt zu gehen, der nicht als Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr als Zeichen von Stärke zu sehen ist, „müssen wir die Bedürfnisse der Betroffenen noch besser verstehen und gleichzeitig mit guter Beratung und niedrigschwelligen Angeboten überzeugen“, so die Pflegeexpertin Antje Schwinger, Mitherausgeberin des Reports. Genau das aber leisten und vermitteln qualifizierte Senioren-Assistenten auf professionelle und einfühlsame Weise, abgestimmt auf die individuelle Situation und die persönlichen Bedürfnisse der Menschen.